Welche Ereignisse haben Sie als Bürgermeister von Hürth in den letzten fünf Jahren besonders geprägt?

Diese fünf Jahre waren durch große Herausforderungen geprägt, die in dieser Dichte keiner meiner Vorgänger zu bewältigen hatte: Corona, Flut, Starkregen, Flüchtlingsunterbringung, die Energiekrise im Zuge des Ukrainekriegs. Mir war es in diesen fordernden Zeiten immer wichtig, mit Verlässlichkeit und Stabilität für die Hürtherinnen und Hürther da zu sein. Trotz all der schwierigen Momente, haben wir kräftig in die Hürther Infrastruktur investiert. Die Fertigstellung des Ernst-Mach-Gymnasiums, die Erweiterung der Realschule, der Neubau unserer Feuer- und Rettungswache sind nur einige Beispiele dafür. Besonders gefreut hat mich der Spatenstich für den Umbau der Luxemburger Straße. Damit werden neun Jahre des Planens, der Bürgerbeteiligung, der Bauvorbereitung nun unter dem Titel “Lebensader Lux” Wirklichkeit. Das Ziel: Bereits 2026 soll die Fahrbahn zwischen Horbeller und Bonnstraße eröffnet werden.

Wie würden Sie jemandem Hürth beschreiben, der unsere Stadt nicht kennt?

Hürth ist das Herz des Rheinlands. Vielfältige Unternehmen und motivierte Fachkräfte lassen es wirtschaftlich pulsieren. Aber besonders stark schlägt dieses Herz für den Fastelovend und die vielen Festen, die unsere Heimat mit ihren 12 unverwechselbaren Orten ausmachen. Wir liegen im Schnittpunkt der rheinischen Metropolen, aber auch mitten im Rheinischen Revier, also in einer Region, in der man nicht unbedingt eine wundervolle Landschaft erwarten würde. Dennoch wird unsere Stadt durch vielfältige Grün- und Freiflächen geprägt. Über 55 % des Stadtgebiets bestehen aus Wäldern, Gewässern, Parks oder Feldern – damit liegt Hürth weit über dem Schnitt in der Region. Das möchte ich bewahren. Besonders froh bin ich darüber, dass es gelungen ist, unseren Waldanteil seit 2016 deutlich zu erhöhen. Seitdem wurden 290.000 Quadratmeter neuer Wald geschaffen. Und den Abschied von der Braunkohle und den Kraftwerken, nutzen wir Hürther, um uns zu neuen Ufern aufzumachen. Das AI-Village in Kalscheuren ist in aller Munde und setzt im Bereich von Künstlicher Intelligenz und Robotik innovative Impulse, die weit üebr Hürth hinausgehen. Und auch Kunst und Kultur müssen sich vor dem Angebot in der Nachbarschaft nicht verstecken. Ob Böhm-Chapel, Hürther Jazznacht, die Kulturgaststätte Op d’r Eck, Löhrerhof, Feierabendhaus oder unsere Musikschule – von Hürth aus sieht man nicht nur den Dom gut, Hürth hat auch sonst was zu bieten.

Haben Sie ein persönliches Motto oder einen Leitsatz, der Sie in Ihrem politischen und privaten Leben inspiriert?

Mein Motto lautet: ‘Gemeinsam mehr erreichen.’ Ich glaube fest daran, dass wir nur als starke Gemeinschaft weiterkommen und die Herausforderungen unserer Zeit meistern können.

Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Gibt es ein Hobby oder eine Leidenschaft, von der die Hürther Bürger vielleicht noch nichts wissen?

Dass ich gerne Fahrrad fahre, natürlich auch zu dienstlichen Terminen, das wissen viele Hürtherinnen und Hürther. Auch Bergsteigen ist ein Hobby, welches mich begeistert. Leider fehl mir dafür oft die nötige Zeit. Zuletzt war ich im Sommer 2024 auf dem rund 3100 Meter hohen Piz Rims in der Sesvennagruppe. Aber auch Eifel oder Mosel bieten zum Wandern schöne Ziele – sehr zum Leidwesen meiner drei Töchter, die diese Leidenschaft nicht mit mir teilen. Mehr Begeisterung ernte ich, wenn ich meine Kochkünste walten lasse.

Was war das ungewöhnlichste Feedback, das Sie von Bürgern erhalten haben?

Da fällt mir besonders eine Begegnung anlässlich einer Eisernen Hochzeit vor drei Jahren ein. Im Gespräch mit dem Ehepaar stellte sich heraus, dass mein Team im Wahljahr 2015 ein Plakat von mir am Mast vergessen hatte. Ich befürchtete schon, dass ich aufgefordert würde, das Plakat mitzunehmen und ordnungsgemäß zu entsorgen. Doch dann führte mich der Jubilar in seine Garage. Er hatte das Plakat abgehangen und in der Garage aufgehangen, so dass nichts drankam. Er betonte, wie sehr er sich freue, dass unsere Stadt eine so gute Entwicklung erlebe und wünschte mir weiterhin ein glückliche Hand bei meiner Arbeit.

Wenn Sie eine persönliche Beziehung zu einem historischen Hürther Gebäude oder Ort haben, welcher wäre das und warum?

Historische Monumente haben wir in Hürth leider nicht so viele, aber es gibt doch einige Gebäude mit einer besonderen Geschichte. Eine besondere Beziehung habe ich zu einem Ort in Hürth-Mitte, dem ehemaligen Pfarrzentrum von St. Joseph. Heute ist dort das Familienbüro Mittendrin zuhause. 1986 bin ich dort zur ersten heiligen Kommunion gegangen, hier war ich als Messdiener und Pfadfinder viele Jahre aktiv. Dann sollte das Gebäude an einen Bauträger verkauft, abgerissen und mit gesichtslosen Gebäudeblöcken bebaut werden. Dagegen gab es Proteste. Als Ratsvertreter für Hürth-Mitte konnte ich damals einen Bürgerbeteiligungsprozess initiieren, bei dem ein Konzept für die Weiternutzung dieses Gebäudes entwickelt wurde. Letztendlich machte dann die Bildung der schwarz-grünen Koalition im Hürther Stadtrat den Weg für einen Ankauf frei. Im Dezember 2018 konnten die Räumlichkeiten ihrer neuen Bestimmung übergeben werden.

Das Familienbüro Mittendrin ist mittlerweile wieder ein lebendiger Ort der Begegnung und des Miteinanders geworden. Dass wir das erreicht haben, zeigt: Es lohnt sich, sich ehrgeizige Ziele zu setzen, die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und dranzubleiben, um etwas zu schaffen, was dem Zusammenhalt in unserer Stadt gut tut.

Welche Gebäude oder Bauvorhaben werden in der kommenden Zeit Ihr besonderes Augenmerk erfahren?

Besonderes Gewicht haben für mich die Investitionen in unsere Bildungsinfrastruktur. Dazu zählen vor allem die Sanierung des ASG, die Erweiterung der Martinusschule in Fischenich, der Umbau der Brüder-Grimm-Schule in Gleuel, die Erneuerung der Hauptschule in Kendenich, der Neubau von drei Sporthallen sowie die Neugestaltung des Schulhofs in Berrenrath. Aber auch Neubauten für die Feuerwehr in Gleuel stehen auf der Agenda. Außerdem freue ich mich auf die Umsetzung des Fitness- und Bewegungsparks rund um das Hürther Stadion. Das alles stellt ein ambitioniertes Programm dar, das ich gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung und den Kolleginnen und Kollegen im Stadtrat angehen will.